06. Mai 2013
Werkereinfluss auf die Saubermontage
Zahlreiche Faktoren bestimmen die Sauberkeitsqualität, die sich in einem fertig montierten Erzeugnis erreichen lässt. Doch welche Rolle spielt der Werker selbst? Welche Maßnahmen gibt es zur Reduktion des negativen Werkereinflusses auf die Saubermontage? Bei welchen Vorgängen werden Partikel hauptsächlich freigesetzt und was kann dagegen unternommen werden?
Technisch, saubere Einzelteile werden zur Montage geliefert und werden aber durch sauberkeitsrelevante Einflussgrößen, die zwischen Einzelteilfertigung und endmontiertem System stattfinden, manchmal verunreinigt. Eine Schmutzpartikelquelle in der Montage ist umso kritischer zu sehen, je näher sie am Bauteil ist, je länger das Bauteil der Quelle ausgesetzt ist und je mehr funktionskritische Partikel von ihr erzeugt werden. Solche Einflussfaktoren sind etwa Abrieb von Montageeinrichtungen, Staub in der Umgebungsluft, unsaubere Verpackung, offene Fenster, Staplerverkehr oder auch Verschleppung durch das Personal.
Das Personal hat einen großen Einfluss auf den Reinraum und so auch in der Saubermontage. Der Werker spielt bei der Saubermontage vier verschiedene Rollen. Zum einen kann er selber Partikelquelle im Montageprozess sein. Der Mitarbeiter selbst verunreinigt durch Schuppen, Schweiß, Kosmetika oder Haare den Prozess. Hier ist das Tragen von geeigneter Reinraumkleidung unerlässlich und die Personalpräsenz sollte auf ein Minimum reduzieren werden.
* Beispiele für typische Verunreinigung | ||
Vorgang | Mögliche Abhilfe | Bemerkung |
Fegen | Feuchtes Wischen oder Saugen | Aufwirbeln von Verunreinigungen und Ablagerungen auf Umgebung und Kleidung |
Ausblasen / Abblasen, Trocknen mit Druckluft oder Druckgas | Saugblasen oder Einhausung mit gezielter Absaugung | |
Zugluft durch Öffnen von Türen, Fenstern, Dachluken oder Toren | Befahrbare Tore (Rolltore / Schwingtore) als Schleuse ausführen. Installation von Klimatechnik. Abschließbare Fenster. | |
(Um-) Baumaßnahmen | Montagebereiche beispielsweise durch Abhängungen schützen oder erfoderlichenfalls stilllegen. Vor Baubeginn sind die betreffenden Bereiche gezielt entsprechend zu organisieren. Vermehrte Reinigung, Grundreinigung nach Baumaßnahmen. | Häufig werden dabei die regulären Materialflüsse und Abläufe gestört. Vermischung von Baustelle und Stellflächen für Ladungsträger und Güter stellt sich ein. Verschleppung durch Bewegung von Personal und Material. |
Die zweite Rolle ist die des Überträgers. Mischtätigkeiten die durch den Werker ausgeführt werden resultieren dabei am häufigsten in ungewünschter Partikelverschleppung. Durch abwechselnde Tätigkeiten in der Saubermontage können Verunreinigungen, die sich auf der Kleidung, den Schuhen oder Handschuhen befinden auf andere Funktionsflächen oder Umgebungen verschleppt werden. Dies ist der Fall zum Beispiel bei der Handhabung unsauberer Verpackungen, bei der mechanischen Bearbeitung sowie bei der Reinigung. Abhilfe kann man etwa durch das Vermeiden von Mischtätigkeiten schaffen. Um einer Verschleppung in der Saubermontage vorzubeugen gilt für den Werker, dass er potenziell verunreinigte Oberflächen nicht berührt. Zu solchen Oberflächen zählen etaw Außenverpackungen, Fußböden, Werkzeuge, Bauteile und Arbeitsflächen. Greift ein Mitarbeiter etwa in eine verschlossene Anlage ein, können dadurch Schmutzpartikel aus oder in die ungeschützte Umgebung gelangen. Auch das Anbringen von Absaugeeinrichtungen seitens des Personals hat maßgeblichen Einfluss auf die Sauberkeit und Qualität der Produkte.
Der Werker hat weiters die Rolle des Beseitigers. Er setzt gezielt Sauberkeitseingriffe. Es ist sehr wichtig die Mitarbeiter in diesem Bereich zu schulen und sie für das Thema Sauberkeitsbereich in der Saubermontage zu sensibilisieren. Schulungen zur sauberkeitsgerechten Montage und zur Minimierung und Vermeidung von Verunreinigungen werden für Werker in der Saubermontage angeboten.
Die vierte Rolle die einem Werker „zugewiesen“ werden kann, ist die des Auslösers. Die Mitarbeiter üben Tätigkeiten aus, bei denen kritische Partikel entstehen könne. Hier gilt es durch festgesetzte Arbeitsanweisungen und Beschreibungen die Verunreinigung zu minimieren oder zu vermeiden.
Um diese Kosten zur Verbesserung der Sauberkeit gering zu halten, gibt es zwei Grundsätze die Werker und Prozessplaner beherzigen sollten. Erstens gilt es so sauber wie nötig und nicht so sauber wie möglich zu arbeiten. Das heißt nur Partikel, die Funktionen von Bauteile beeinträchtigen, sollen ferngehalten werden. Der zweite Leitsatz besagt, dass von innen nach außen gearbeitet werden soll. Das Personal soll demnach zuerst die direkt am Bauteil vorhandenen Partikelquellen eliminieren, bevor die Maßnahmen für das Umfeld getroffen werden.
In der Saubermontage liegt es in der Zuständigkeit des Werkers eine visuelle Kontrolle durchzuführen und Komponenten auf mögliche Verunreinigungen zu prüfen. Liegen Verunreinigungen vor, müssen diese eventuell aus dem Bereich der Saubermontage ausgeschleust werden. In manchen Fällen ist auch eine Partikelentfernung seitens des Werkers durch Absaugen, Wischen oder durch Einsatz einer Magnetangel möglich. Der Mitarbeiter hat ebenso darauf zu achten, dass er die Werkzeuge für die Durchführung der Montageschritte richtig verwendet. Ebenso unerlässlich sind langsame Bewegungen im Reinraum, das Tragen der Reinraumbekleidung und vor allem das richtige Anziehen dieser.
Alles in allem spielt im Bereich der Saubermontage der Werker selbst eine sehr zentrale Rolle. Nicht umsonst wird das Personal meist sehr gut auf diese Tätigkeit vorbereitet und eingeschult. Weiterbildungen und Auffrischungsschulungen sind für das Personal sehr empfehlenswert.
* Quelle der Tabelle: entommen aus der VDA19.2 (Personal Saubermontage begleitende Maßnahmen)
Verweise:
- Montageintegriertes Reinigen: Bedeutung und Einsatzbereich
-
Werkstückträger und Werkstückaufnahmen: Tipps zur sauberkeitsgerechten Konstruktion
« Modulräume bieten beachtliche Vorteile – INTERVIEW mit Stefan Ilg, KELVIN GmbH4. Fachtagung Technische Sauberkeit in Montage- und Produktionsprozessen »