03. Februar 2012
Sauberfertigung – Personal im Fokus
Eindämmung und Beherrschung von kritischen Partikel-Verunreinigungen haben innerhalb der Sauberfertigung höchste Priorität. Dabei steht vor allem auch das Personal im Mittelpunkt, das direkt mit dem Prozess der Herstellung von Produkten befasst ist.
Das in sauberkeitsrelevanten Bereichen der Produktion tätige Personal reicht innerhalb der betrieblichen Struktur vom Bediener der Anlagen und Maschinen über Monteure und Zusteller bis hin zum Reinigungspersonal. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Vielzahl an Möglichkeiten äußerer Zugriffe und Einflüsse. Diese müssen bei den zuständigen Planern und Betreibern von Reinräumen Berücksichtigung finden. Am Besten geschieht dies beispielsweise innerhalb von qualifizierten Schulungen, die selbstverständlich auf Mitarbeiter aus dem Reinigungsbereich ausgeweitet werden müssen. Denn diese kommen oftmals über Fremdfirmen zum Einsatz. Besonders wichtig sind solche Schulungen auch dann, wenn innerhalb des Bereichs der Sauberfertigung Umbaumaßnahmen geplant sind und durchgeführt werden.
Sauberfertigung – Personal hoch risikobehaftet
Das Personal stellt in Hinblick der Beherrschung störender Verunreinigungen bei allen Einflussgrößen, die im VDA 19.2 Berücksichtigung finden, ein erhebliches Risiko dar. Zu einer besonderen Bedrohung können dabei auch zufällige und willkürliche Verhaltensweisen des Personals werden. Denn diese führen oftmals zu Schäden, die nur schwer nachvollziehbar sind und deren Ursachenforschung sich besonders schwierig gestaltet. Schließlich können solche schädigenden Einflüsse sogar zu einem deutlich erhöhten Aufwand führen, der bei geeigneter Vorsorge vermeidbar gewesen wäre. In der Folge kommt es dann oftmals zu weitreichenden und überaus kostspieligen Maßnahmen der Fehlverhütung.
Fallbeispiel in der Saubermontage
Im VDA 19.2 wird dies anhand eines Fallbeispiels anschaulich verdeutlicht. Betrachtet wird hier ein Fall, bei dem anlässlich einer Schadensanalyse mit hohem Aufwand Partikel aus Metall und Schleifkörper als Verursacher verifiziert wurden. Diese stammten von Maßnahmen zur Abtrennung einer nicht mehr benötigten Rahmenkonstruktion im Montagebereich. Dabei wurde es versäumt, eine Verpackung während des Flexens zusätzlich abzudecken, da die enthaltenen Teile gemäß Vorschrift in einem Folienbeutel eingeschlagen waren. Bei der Entnahme der Teile erfolgte eine Verschleppung von Partikeln auf einige Bauteile. Da es sich bei diesem Vorfall um einen vom Personal verursachten, einmaligen Ausreißer handelte, konnte der Ort der Beeinträchtigung nicht ermittelt werden. Der Fall untermauert anschaulich, wie wichtig eine weitreichende Einweisung und Schulung des Personals tatsächlich ist.
Funktionierende Saubermontage als Basis
Für eine funktionierende Saubermontage sind eindeutige Regeln für das Personal die Basis.
Hierzu zählen unter anderem:
- Durchgängigkeit für das Personal
- konsequente Regelkreise für das Personal
- Kontinuität
Mitarbeiter aus Sicht der Montagesauberkeit | ||
Beseitiger | PERSONAL | Auslöser |
Quelle | Überträger | |
© Sauberkeit & Reinraum |
Ein Nachlassen solcher Sauberkeitsmaßnahmen, wie sie aus Kosten- und/oder Zeitgründen durchaus vorkommen, führt praktisch unausweichlich zu einer Aushebelung der Spielregeln. Experten weisen in der Publikation VDA 19.2 darauf hin, dass damit durchaus auch die Glaubwürdigkeit der Führungskräfte und jener Mitarbeiter leidet, die innerhalb der Sauberfertigung eine Vorbildfunktion ausüben. Daher sei es maßgeblich, Mitarbeiter, die innerhalb einer Sauberfertigung beschäftigt sind, aktiv in alle Prozesse einzubeziehen sowie Verantwortung für die jeweiligen Belange auf die Mitarbeiter direkt zu übertragen.
Sauberfertigung – Nutzen klar herausstellen
Maßnahmen sollten zudem transparent, durchgängig und unmissverständlich gestaltet sein und der Nutzen sämtlicher Maßnahmen klar herausgestellt werden. Schließlich sollten auch alle erforderlichen Mittel bereitgestellt werden. Zusätzliche, spezifizierte Arbeitspläne für die jeweilige sauberkeitsrelevanten Tätigkeiten des Personals sowie Zeitaufwände, die exakt kalkuliert werden, runden die vorbereitenden Tätigkeiten sinnvoll ab.
Bedeutung des Personals aus Sicht der Montagesauberkeit | |||
Tabelle: Sauberkeit & Reinraum in inhaltlicher Anlehnung an VDA 19.2 S. 85 | |||
Mensch als | Vorgang | Beispiel | Mögliche Maßnahme |
Auslöser | Ausübung von Tätigkeiten, bei denen kritische Partikel entstehen (können) | Fugen von Bauteilen oder Ansetzen und Betätigen einer Lasthebeeinrichtung. | Arbeitsanweisung zur Vermeidung der Partikelentstehung bzw. Beschreibung der sauberkeitsgerechten Ausübung |
Überträger | Verschleppung durch Tätigkeiten mit sowohl verunreinigten als auch sauberen Gegenständen | Berühren einer unsauberen Außenverpackung oder Aufenthalt in einem Bereich mit geringerer Sauberkeitsstufe. |
Vermeidung von Mischtätigkeiten |
Quelle | Aufenthalt / Tätigkeit im Montagebereich generell | Primär: Haare, Hautschuppen, Hautfett, Schweiß, Mikroorganismen sowie z. B. Speicheltröpfchen, Kosmetika (Hautcreme, Nagellack, Gesichtspuder etc. Sekundär: Abnutzung der Bekleidung (z. B. Flusen) |
Spezielle Bekleidungsvorschrift. Personalpräsenz auf ein Minimum reduzieren. |
Beseitiger | Gezielter Sauberkeitseingriff | Entfernen von Partikeln von einer Funktionsfläche. Reinhaltung von Arbeitsplatz oder Betriebsmitteln |
Arbeitsanweisung |
Literatur: VDA 19.2
Verweise:
Sauberraum – Auswahl der Sauberkeitsstufe
Partikel – Beherrschung und Minimierung
Zukunft Reinraumbekleidung – Interview mit Carsten Moschner
Reinraumbekleidung in voller Pracht
Reinraumtaugliche Zwischenbekleidung
Partikelrückhaltevermögen von Reinraumbekleidung
Abriebfestigkeit von Reinraumbekleidung
Elektrostatisches Verhalten von Reinraumbekleidung
VDA 19 Teil 2 – Techische Sauberkeit in der Montage
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