24. Januar 2012
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Interview mit Dipl.-Ing. Peter Becker
Auch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) – Einrichtung Optische Informationssysteme im DLR-Institut für Robotik und Mechatronik am Standort Berlin Adlershof wird unter reinraumtechnischen Aspekten gearbeitet. Wir haben nachgefragt. Im Gespräch mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dipl.-Ing. Peter Becker.
Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeiten im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) – Einrichtung Optische Informationssysteme im DLR-Institut für Robotik und Mechatronik am Standort Berlin Adlershof liegen unter anderem in der Entwicklung elektronischer Systemlösungen sowie Definitionen und Entwicklungen neuer Kamerasensoren. Diese Arbeiten werden zum Teil in Reinräumen unter ISO8 und ISO7 Bedingungen vollzogen, temporär jedoch auch unter ISO6. Im Gespräch mit Dipl.-Ing. Peter Becker. Der wissenschaftliche Mitarbeiter ist im DLR – Einrichtung Optische Informationssysteme im DLR Robotik und Mechatronik Zentrum (RMC) verantwortlich für die Product Assurance in den einzelnen Projekten. Diesbezüglich trägt er auch Verantwortlichkeit für das Reinraummanagement der Reinraumlabore.
Herr Becker, Sie sind Mitarbeiter am DLR Standort Berlin-Adlershof und befassen sich gemeinsam mit Ihren Kollegen mit der Entwicklung elektronischer Systemlösungen sowie der Definition und Entwicklung neuer Kamerasensoren. Was müssen wir uns darunter vorstellen?
In Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern aus Industrie, Forschungseinrichtungen und Universitäten bearbeiten wir Projekte. Diese Projekte erstrecken sich von der gemeinsamen Grundlagenforschung über die Planung und Durchführung von Experimenten bis hin zur Datenprozessierung und Auswertung.
Das heißt im Einzelnen, dass Sensoren, je nach Anforderungsprofil definiert und ausgewählt werden. Darüber hinaus kann auch eine mechanische und elektrische Integration in den Messapparateträger erfolgen. Des Weiteren erfolgt auch eine Bewertung und Verarbeitung der gewonnenen Sensordaten, indem Algorithmen und Werkzeuge zum Betrieb der Sensorsysteme und deren Datenauswertung erstellt werden.
Welcher Nutzen lässt sich daraus ziehen?
Der Nutzen ergibt sich daraus, dass wir der Industrie, die durch unsere Grundlagenforschung und die daraus abgeleiteten Technologien gewonnenen Erkenntnisse zur Verfügung stellen können. Diese können mit Hilfe von Technologietransferprojekten in kommerzielle Produkte überführt werden.
Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt auch in der Konzeption, Entwicklung und Kalibration von optischen Sensorsystemen für Anwendungen. Wo kommen dieses Systeme zum Einsatz und unter welchen Bedingungen wird getestet, bevor diese Systeme endgültig zur Anwendung kommen?
Anwendung finden die Entwicklungen optoelektronischer Sensoren in der Erdbeobachtung und der Erforschung des Weltraums. Mit der konsequenten Nutzung dieser Technologien in flugzeuggestützten und bodengebundenen Anwendungen können weitere Tätigkeitsfelder erschlossen werden.
In Kooperation mit der Industrie entstanden qualitativ hochwertige kommerzielle Produkte. Je nach Stand der Entwicklungsphasen eines Projektes müssen unsere Testlabore auch den jeweiligen Qualitätsanforderungen entsprechen. Insbesondere bei der Integration und des Testens der optoelektronischen und optomechanischen Bauteile für die Qualifikationsmodelle und Flugmodelle erfolgt dies unter Reinraumbedingungen.
Sie befassen sich auch mit der Bewertung physikalischer Kenngrößen in der Luft- und Raumfahrt. Welche Schlüsse lassen sich aus solchen Erhebungen ziehen?
Wir beschäftigen uns mit der Entwicklung von abbildenden optischen Systemen für die Anwendung zur Messung und Bewertung von physikalischen Kenngrößen.
Basierend auf systemtheoretischen Modellen erfolgen Entwurf und Aufbau modularer optischer, mechanischer und elektronischer Baugruppen.
Sowohl die Kalibration als auch eine Validierung der Systeme sind dabei von entscheidender Bedeutung, um die physikalischen Kenngrößen entsprechend bewerten zu können.
Die Infrarot- und Höchstauflösenden-Satellitentechnologie, mit der das DLR ebenfalls befasst ist, spielt eine große Rolle. Inwiefern?
Durch die derzeitige Erwärmung der Erdatmosphäre werden nicht nur in den südlichen Ländern sondern auch in Deutschland die Anzahl und die Stärke der Waldbrände zunehmen. Hierzu kann Deutschland mit Hilfe der Vorlauftechnologie (wie das HSRS Hot Spot Recognition System) einen Beitrag zur Früherkennung und zum Monitoring der Feuer aus einem LEO Satellitensystem beitragen. Des Weiteren erfolgt beispielsweise die Bereitstellung des Instrumentes MERTIS für die ESA-Tiefraummission BepiColombo, welche zum Merkur starten wird. Dabei versteht sich MERTIS als ein Instrument, welches auf einem neuartigen und hoch integrierten Instrumentenkonzept mit sehr geringer Masse und geringem Leistungsverbrauch basiert. MERTIS ist ein abbildendes Spektrometer zur Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung der Merkuroberfläche mittels hyper-spektraler Daten im thermischen Infrarot (7-14µm).
Blick in das Labor DLR-Institut für Robotik und Mechatronik
am Standort Berlin Adlershof:
Alle Fotorechte: DLR Berlin-Adlershof / Animation Sauberkeit & Reinraum
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Weiterlesen in Teil II:
- DLR Berlin – Interview mit Dipl.-Ing. Peter Becker (Teil 2)
– Das Interview führte Ursula Pidun –
Hochtechnologiestandort Berlin-Adlershof:
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Weitere Interviews:
Reinraum an der Fachhochschule Nordwestschweiz – Interview mit Prof. Dr.-Ing. Jens Gobrecht
Reinraum am INKA in der Schweiz – Interview mit Prof. Dr.-Ing. Jens Gobrecht (2)
Reinraum an der Johannes Kepler Universität Linz – Interview mit Univ.-Prof. Dr. Friedrich Schäffler
Reinraum am Institut für Halbleiterphysik in Linz – Interview mit Univ.-Prof. Dr. Friedrich Schäffler (2)
Reinraumtechnik – Interview mit Dr. Lothar Gail
Reinraum der Klasse 1 im INA der Uni Kassel – Interview mit Dr. rer. nat. habil. Martin Bartels
Der reinste Reinraum der Welt
Reinster Reinraum – Interview mit Dipl.-Biol. Markus Keller
Technische Sauberkeit – INTERVIEW mit Dipl.-Ing. Hans Illig (Teil 1)
Interview mit Dipl.-Ing. Hans Illig (Teil 2)
CO2-Schneestrahltechnik – Interview mit Dipl.-Ing. Hans-Jörg Wössner
Österreichische Reinraumgesellschaft (ÖRRG) – Interview mit Ing. Roman Czech
Zukunft Reinraumbekleidung: INTERVIEW mit Carsten Moschner
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