20. Juli 2011
Abriebfestigkeit von Reinraumbekleidung
Reinraumbekleidung dient als Filter zwischen Mensch und Produkt, der präzise auf die individuellen Gegebenheiten des Umfelds sowie deren Einflüsse in Bezug auf Partikel-Emissionen ausgerichtet wird. Um bestmögliche Lösungen hinsichtlich der adäquaten Reinraumbekleidung für die jeweils speziellen Anforderungen an den Produktionsstätten zu finden, unterziehen Experten das Material der Reinraumbekleidung vielfältigen Tests und Prüfungen.
Zudem findet eine Vielzahl an Kriterien Beachtung, die sich aus den Bedingungen des Umfelds ergeben. So lassen sich schließlich spezielle Reinraumklassen definieren und Werte für die einzelnen Parameter zuordnen
Allerdings werden Reinraumklassen nicht automatisch und speziell bestimmten standardisierten Bekleidungssystemen zugeordnet. Die Auswahl einer geeigneten Reinraumbekleidung obliegt neben der Wahl der Reinraumklasse den individuellen, branchenspezifischen Anforderungen. Berücksichtigung finden vor allem die Klassifizierungen nach ISO 14644. Hieraus lassen sich entsprechende Empfehlungen ableiten, welche Reinraumbekleidung der jeweils entsprechenden Reinraumklasse zugeordnet werden kann.
Reinraumbekleidung – Abriebfestigkeit
Zu einer speziellen Herausforderung für Experten des Komplexes Reinraum und Sauberkeit zählt die sogenannte Abriebfestigkeit von Reinraumbekleidung. Die Abriebfestigkeit wird auch als Haltbarkeit verstanden. Reibungskontakte, beispielsweise des Schuhwerks mit dem Bodenbelag, führen zu Abrieb-Prozessen. Doch auch überall dort, wo qualitativ schlecht verarbeitete Reinraum-Einrichtungen vorhanden sind, wird spezielle Reinraumkleidung übermäßig strapaziert. So kann es zu frühzeitigen Abrieben, also Beschädigungen, kommen.
Um die Scheuerbeständigkeit von Reinraumbekleidung zu testen, kommt häufig der sogenannte Martindale-Test nach ISO 12947 zur Anwendung. Untersucht wir dabei die jeweilige Partikelmigration beim Tragen der Reinraumbekleidung. Durch Reibung verschiedener Reinraumbekleidungsstücke werden zwangsläufig Fasern freigesetzt. Gleichzeitig können freigesetzte Hautpartikel des Trägers selbst durch das Material der Reinraumkleidung hindurchwandern.
Martindale- Abrasions-Test:
Abriebfestigkeit – Es zählen Qualität und Dichte
Qualität und Dichte der Materialien spielen eine tragende Rolle. Auch sollte der Fokus auf den jeweiligen Trage-Zyklen liegen. Diese sind sehr unterschiedlich. Sie liegen bei etwa 60 Einsätzen (jeweils nach Reinigung) bei Tätigkeiten in aseptischen Bereichen. Bis zu 100 Einsätze (jeweils nach Reinigung) übersteht Reinraumbekleidung, die lediglich mit wässrigen Mitteln gereinigt wurde und aufgrund der weniger aggressiven Reinigungsmittel über eine höhere Lebensdauer verfügt.
Experten, wie etwa Carsten Moschner, Geschäftsleiter der Dastex Reinraumzubehör GmbH & Co. KG,
empfehlen ausdrücklich Reinraumbekleidung auf rein synthetischer Basis zum Einsatz zu bringen. Der Abrieb bei Mischgeweben mit Baumwollanteil sei auch für niedrige Reinraumklassen „nicht beherrschbar“ und stellen somit „ein unkalkulierbares Kontaminationsrisiko“ dar, erklärt Moschner innerhalb einer Publikation zu Reinraum-Bekleidungssystemen im Standardwerk „Projektplanung Reinraumtechnik“, das von Dr. Lothar Gail, Udo Gommel und Horst Weißsieker herausgegeben wurde.
Literaturhinweise:
– Bewertung der Reinraumtauglichkeit von Werkstoffpaarungen für Anwendungen der reinen Produktion
– Gail, Gommel, Weißsieker: „Projektplanung Reinraumtechnik“, S. 64, Absatz 2.6.8
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